Käufliche Liebe

  • Von Technik fasziniert flirtet er mit einem M5 E34, geheuer war ihm das nicht, aber Mut zum Unbekannten hat er. Ruhig sitzt er, bei offener Fahrzeugtür, den Fuß vorsichtig auf dem Gaspedal, den Geräuschen horchend, alle Sinne angespannt um zu ergründen ob alles seinem Technikverständnis entspricht.


    Hier ein Klackern, da surrt ein Blech oder ist es der Kat der sich auflöst beim Gaswegnehmen, waren es die Ventile oder die Nockenwelle die rasselt, oder gar die Kette. Die Fantasie der Möglichkeiten malt abstruse Bilder, tief in seinem Innern, wo weiß keiner, die beruhigende Stimme, wird schon in Ordnung sein

    Wunsch und Wirklichkeit verschwimmen, kämpfen ihren Kampf, kaufen oder nicht kaufen. Der wohlwollende Blick in den Motorraum, das ineinandergreifende Hebelwerk der Ansaugfabrik, die Mächtigkeit des Motors, all das beeindruckt und macht ihn wankelmütig.

    Das bisschen Beule am Kotflügel, das abgegriffene Lederlenkrad, die Reifen, na ja geht noch.
    Der Lack, wenn man ihn aufpoliert...
    Er hat sich schon entschieden, tief im Innern, er weiß es nur noch nicht.


    Der Preis muss stimmen ist seine Prämisse, allein das ist sein Alibi, sollte er kaufen. Wenn was schief geht, na ja ich habe ja gut verhandelt und tief im Innern nickt er sich selber zu.


    Bedenkzeit? Wozu, er will ihn besitzen, jetzt, gleich, sofort und ohne Reue.


    Wir wünschen ihm zum Erwerb alles Gute, allzeit gute Fahrt und ein gut gefülltes Konto...


    Oldie

  • 'Käufliche Liebe' oder 'Gedenk-Minute' fuer den E34 M5-Kauf-Spekulanten.
    Deine literarischen Eingaben gefallen mir SEHR gut und sind immer eine positive
    Abwechslung mit dem 'kleinen Lächeln der Erkenntnis'. Vielen Dank, Oldie !! :)

  • Ein halbes Jahr ist nun verstrichen, die erste Euphorie verraucht, der Lack, das Lenkrad und neue Felgen, die Reifen waren ja auch nicht die Besten, wurden realisiert, Motorwäsche war fällig.


    Nun steht er da, in der Frühlingssonne vor dem Rapsfeld, der Kontrast gelb und blau schmeichelt ihm, kraftvoll mattglänzend seine Breitreifen. Besitzerstolz kommt in ihm hoch, ja so wollte er, das gefällt ihm.


    Die Optik stimmt jetzt, doch so ganz ist er noch nicht zufrieden. Er hat sich schlau gemacht weiß jetzt mehr von Laufruhe, Ansprechverhalten, Ventilspiel, Gleitlager selbst über Öl ist er jetzt bestens informiert. Viskosität, Druckstabilität Ölsorten weiß er jetzt nach den Angaben der Hersteller zu beurteilen und einzuschätzen, vorher von nix ne Ahnung gehabt, ja so geht das, wenn was zur Begeisterung wird.


    Das Einzige was ihn bremsen kann ist sein Kontostand und die eigenen Fähigkeiten, aber kommt Zeit kommt Geld, fleißig ist er ja.
    Wenn es um den M5 geht, wollen noch einige Dinge erledigt werden oder werden zum Projekt ernannt. Manchmal hat man ja das Gefühl, wenn man die Preise von BMW kennt, dass einfache Maßnahmen den Begriff Projekt verdienen, leider.
    Die Tragik ist, je mehr man sich im Detail auskennt um so mehr erkennt man die Mängel am M5, um so teurer wird die Geschichte.


    Ach was war das schön, sorglos in der alten Mary (Käfer 1200) zu sitzen, hat uns Klappern, Pfeifen, Röcheln und Stöhnen des Motors gestört, ich habe nie etwas gehört, weil ich das gar nicht hören wollte.
    Der Witz dabei, die Mary hat durchgehalten, überladen, auf billigen Reifen mit billigem Öl, manchmal aus dem Altölkabinett der Tankstelle aufgefüllt, Griechenland hin und zurück auf schlechtesten Straßen. Anno 1962. Verrückte Welt.

    Mach das mal mit einem M5, der springt erst gar nicht an so beleidigt wäre der... :mrgreen: :mrgreen: :mrgreen:


    Oldie

  • Die Freude war kurz, dunkle Regenwolken ziehen sich über seinem M5 zusammen. Ist es Vermutung, Gewissheit oder Ausnahme, irgend etwas ist, aber was?


    Die Gedanken kreisen, spielen alle Möglichkeiten durch, es bleibt wenig Zeit sich noch auf andere wichtige Dinge zu konzentrieren. Die trüben Gedanken verfliegen, wozu hat die Natur uns die Eigenschaft des Verdrängens in die Wiege gelegt, wird schon wieder, war bestimmt nix, was soll's. Es ist die heimliche Stimme die uns beruhigt und vergessen lässt.


    Doch die Technik ist anders strukturiert, eins ist eins und nicht 1,2 oder 1,345. Heimlich im Untergrund, unsichtbar, treiben Kräfte ihr raues Spiel. Wollen befriedigt werden mit Öl, Ventilspiel, Temperatur, Lagerspiel, Kolbenspiel, Blitz und Donner im richtigen Augenblick und vieles mehr.
    Der Kolben war es leid immer nur mit schwarzer Brühe geduscht zu werden, auch die Gleitlager wollten ihre zarte Haut nicht mehr mit dem schmirgeligem Etwas was sich sonst Öl nennt, in Berührung kommen, nein das wollen sie nicht mehr, genug Schluss. Das Verhängnis nahm seinen Lauf, der Kolben schon etwas wackelig auf seinem Bein, die Kolbenringe als Gesinnungshilfen, vom vielen hin und her, fingen das Saufen an und rauchten sich eins, jawohl es ging heiß her.


    Von all dem bekam man in der Sesselfraktion nur wenig mit, aber irgend etwas ist, aber was?


    Es kam wie es kommen musste! Urlaubsgestimmt und bester Laune das Wetter schön sonnig, der Wagen war gepackt, die Autobahn vom feinsten, so fuhr man los und nicht langsam, ein M5 kann gar nicht langsam fahren, weiß doch jeder!


    Auf der Autobahn, winkend, von Wasserdampf umgeben, leicht kräuselnd entfleuchten dem Auspuff noch ein paar blaue Wölkchen, mit dem Handy in der Hand versuchte man zu retten was noch zu retten war, das war’s Amen.


    Da viel ihm wieder ein, irgend etwas war... :idea:


    Oldie

  • Nein, Oma ist nicht gestorben und Opa geht es auch sehr gut, das ist es nicht was ihn traurig macht!

    Man hat ihm das Herz herausgerissen, nicht ihm, sondern seinem M5.


    Unter diesen tragischen Umständen lernen sich Kurbelwelle, Nockenwelle, Kolben und die vielen anderen Mitstreiter nun mal persönlich kennen, wenn auch in wenig schmeichelhafter Umgebung, ölige Kisten haben nun mal ihren eigenen Charme. Es gibt viel zu erzählen aus ihrem doch recht bewegten Leben. Im Team hat man schließlich vielemale die Welt umrundet, jawohl, das ist nicht gelogen.
    Im Anfang als sie verheiratet wurden, hatte noch jeder die ihm Eigene ungeschliffene Art, doch im Laufe der Jahre hat man sich halt angepasst, gemeinsam ist man älter geworden. Im hohen Kilometer Alter ist die Kurbelwelle krank geworden, sie hatte zuviel altes Öl getrunken, was sollte sie auch machen wenn's nur vom billigsten gibt, eines ihrer sechs Beine ist dabei blau geworden, unheilbar sagt der Mechanik-Doc. Aus ist und die anderen Mitstreiter bangen in ihren öligen Kisten um's Überleben, abends wenn alles ruhig ist hört man sie jammern. Das geht nun schon zwei Wochen so.


    Es will entschieden werden, ab in die Presse oder Wiederbelebung, das ist hier die Frage!


    Vielleicht ist es das schlechte Gewissen, dass ihm die Kraft gibt nicht aufzugeben. Eins sollte man Wissen, werden M5’s am Herzen krank, können sie sehr schnell sterben und das ist tödlich, so oder so.
    Nein er gibt nicht auf, nie und nimmer nicht, schnell sind die Mittel beschafft um die entsprechenden Maßnahmen der Genesung einzuleiten. Die Kurbelwelle, krank wie sie ist findet ihr Grab in der Schrottkiste. Es geht aufwärts, schnell finden sich die Teile wieder zu einem Motor zusammen, die Neue (man munkelt, dass sie schon einiges hinter sich hat)glänzt und hat sich schnell mit den neuen Kolben angefreundet. Dem Kollegen Zylinderblock, wurde dass Gedärme aufgebohrt und mit Schmirgel geglättet, das tat weh, so sagt er. Der Zylinderkopf hat sich neue Nockenwellen legen lassen und zeigt freudig seine blanken Ventile. Die Sache nimmt Form an und die Karosserie freut sich schon auf die erste Ausfahrt.


    Es ist soweit, er zieht den Ölmessstab, das frische Öl glitzert in der Sonne, die erste Probefahrt ist angesagt.


    Freude kommt auf, er spürt, heute wird ein schöner Tag. Um eine Erfahrung reicher startet er den Motor, alles Andere ist vergessen, verdrängt, wie schön... :pp:


    Oldie

  • Er ist schon alt und immer noch ein heißer Typ, in seinem Kopf zischt, klappert und böllert es. Er atmet kalte Luft und spuckt sie mit Getöse und flammender Gewalt wieder aus. In seinem Kopf ist die Hölle los, drehende Nockenwellen schnatternde Ventile, Blitz und Donner, all das ist in seinem Kopf vereint und treibt von unsichtbarer Hand gesteuert sein Unwesen.


    Sein Rumpf ist von stämmiger Bauweise, dort wo sonst der Magen sitzt, dreht eine Kurbelwelle wild vor sich hin, angefeuert von Pleuel und Kolben. Der Magensaft wird durch heißes Öl ersetzt und hält ihn am Leben. Ja, er ist schon ein kräftiger Bursche. Wenn er denn nicht so durstig wäre, Öl mag er besonders, man munkelt, dass es an seinem Alter liegt. Na ja, es sei ihm gegönnt.


    In letzter Zeit wird er des häufigeren operiert, sein Steuermechanismus macht Verdauungsschwierigkeiten und noch so ein paar Kleinigkeiten wie, Lochfraß im Kolben.

    Dann kommt die schnelle Eingriffstruppe, er wird umzingelt und ehe er sich versieht, kann er sich von Innen anschauen. Schön aufgereiht liegt sein Innerstes offen.
    Die Diagnose ist schnell gestellt und sobald der reitende Bote die richtigen Implantate besorgt hat, ist abrupte Genesung angesagt. Am Operationsteam soll’s nicht liegen.
    Dann kriegt er noch einen öligen Einlauf gemacht und ehe er sich versieht brummt’s wieder.

    Ja, so mancher ölige Einlauf hat schon so manchen zum Laufen gebracht... :mrgreen: :mrgreen: :mrgreen:


    Oldie

  • Es war am 17.7. um 07:07 noch schlief man fest, oder doch nicht so fest, mehr Halbschlaf oder so!


    Schemenhaft rollten vergoldete Leichtmetallfelgen mit Niederquerschnittsreifen an seinem Bett vorbei, das Profil aus winzig kleinen Brüsten die sich beim Bremsen riesig vergrößerten. Er lächelte so vor sich hin, das es so was gibt, das ging ihm durch den Kopf.
    Als plötzlich und unerwartet ein goldener M5 durch sein Bett fuhr, gerade auf ihn zu, den Grill zu einem riesigen Maul weit aufgerissen und eher sich versah umgab ihn Dunkelheit.


    Die Ölpumpe saugte ihn an quirlte ihn durch, schon ging’s mit affenartiger Geschwindigkeit scharf rechts, in Richtung Kurbelwelle, das rasante Auf und Ab machte ihn ganz dösig, ihm war schlecht. Plötzlich spuckte ihn die Kurbelwelle aus, in hohem Bogen flog er in die Kolbenmaschinerie, jetzt konnte er sehen was er sich schon immer vorgestellt hatte. Ritsche, ratsche sauste die Zylinderwand an ihm vorbei, heißes Öl spritzte ihm ins Gesicht, er ließ los und fiel in eine Badewanne voller heißem Öl.

    Der Griff nach dem Stöpsel war Reflex, in Wirklichkeit hatte er den Lampenstecker erwischt, die brennende Lampe fiel, wie sollte es auch anders kommen neben ihm auf’s Kissen. Er wurde plötzlich durch Schmerz aus seinen Träumen gerissen, sprang auf, setzte sich auf die Kante. Benommen wie er war, der Wirklichkeit noch entrückt, fühlte er die verbrannte Wange an und dachte so vor sich hin, dass es so was gibt!


    Er fuhr zur Arbeit, da fielen ihm die kleinen Brüste wieder ein, verschmitzt trat er auf die Bremse, so schön kann Bremsen sein... :rolleyes: :rolleyes: :rolleyes:

  • Es war einmal ein M5, es war so um 1991 als er die Autobahn zum erstenmal kennen lernte. Alles war noch neu, es roch nach edlem Leder, der Motor verdampfte die letzten Ölspuren der Montage und der Regen perlte vom Lack ab wie noch nie. So war das, damals anno 1991.


    Heute um 12:34, 13 Jahre später stand er zufällig, von der Sonne günstig beschienen vor einem Schaufenster und spiegelte sich darin wieder.
    Er schaute mit seinen 4 Scheinwerfern traurig sein Ebenbild an. Was war aus ihm geworden, zwei seiner Augen waren erblindet, die Windschutzscheibe hatte einen Sprung. Die Kotflügel, sonst schön anzuschauen waren gebeult, verbogen und notdürftig mit Prestolit und Kunstharzmatte notverbunden.


    Die Leichtmetallfelgen, sonst sein ganzer Stolz, waren rundum von Bordsteinspuren gezeichnet. Die Stoßstangen machten ihrem Namen alle Ehre, sie mussten wohl so manchem Stress standhalten. Ja, und der Lack erst einmal, stumpf und ungepflegt wie ein räudiger Köter, ließ so mancher Rostblase die Chance sich zu entfalten. Das ehemals verführerisch duftende Leder war zu einem lappigen schmutzigen Etwas entartet, gezeichnet von Rissen, Fetträndern mit herausschauendem Schaumstoff, rundeten das Bild ab. Es war ein Jammer.


    Sein damaliges stolzes Sportlerherz ist zu einem asthmatisch, schnaufenden von Hustenreizen geplagten Antrieb verkommen. Sein Gehilfe, Getriebe genannt, blickt auch nicht mehr durch und jault still vor sich hin. Die Hinterachse, sonst der Angelpunkt von Kraft und Standhaftigkeit, sabbert das Oel auf die Straße und kann es nicht mehr halten.
    Hinzu kommt noch die blaue Fahne vom Auspuff. Kein Wunder, zu Fressen gibt’s nur vom billigsten und davon nicht mal genug.


    So stand er da, ihm war nicht wohl, ich glaub sogar, er schämte sich...


    Doch da kam Herrchen, er schmiss sich in den M5. Der Motor schrie auf, die Reifen bläuten die Luft, der Auspuff schlug im Takt gegen die Karosserie, das Heck wedelte und weg war er, es kehrte Ruhe ein. So mancher schüttelte den Kopf und hielt sich die Hände vor's Gesicht. :eek:


    Oldie

  • Es war mal wieder Sommer, man stand vereint auf einem Parkplatz, die Sonne beschien den Lack, es glitzerte blitzte und es war eine Pracht all die M5’s anzuschauen, so wie sie hier standen.
    Die etwas dickliche bauchige etwas aufgeblasene vom Outfit aufgedonnerte lila glänzende Karossa war auch gekommen und stand provozierend ihre Reifen zeigend, wie alle Anderen in Reih und Glied. Untereinander wurde getuschelt, hast du nicht gesehen, der sieht aber schlecht aus, kein Profil mehr auf den Reifen und wie der aussieht, ganz verbeult ob der nicht die Vorfahrt beachtet hat, so hörte man unter vorgehaltener Drosselklappe sie reden.

    Ganz hinten war man damit beschäftigt, die letzten Ring Erlebnisse auszutauschen. Es wurde von Driftwinkel, Bordsteinkanten, Dreher und Rundenzeiten geplaudert. Der etwas abgemagerte ganz links, dem hatten sie wohl eine Abmagerungskur verpasst, sprach von „wie gut es ihm jetzt geht“. Schwärmte davon wie wendig er jetzt sei und überhaupt sei es nicht nötig mit 3 Sitzen zuviel mit Unterbodenschutz und dickem Akku, selbst ne kleinere Lichtmaschine haben sie ihm verpasst und Motor und Kofferraumdeckel sind aus Plastik, ist wohl jetzt modern murmelte der aus München, der mit seinem schiefen Nummernschild.


    Es hatte den Anschein, jeder wollte der Beste, der Schönste, der Schnellste sein, ja so sind sie nun mal, die Emmys.


    Desweilen hörte man vom nahen Lokal lautes Lachen, es mussten wohl die Fahrer sein, es wurde gefachsimpelt, unter dem Motto gesundes Halbwissen sicheres Auftreten gab ein Histörchen dem andere die Hand, es war schon lustig in der kunterbunten Runde.


    Es wurde Dunkel, man legte sich zur Ruhe, leises Auspuffknacken war ab und zu zuhören, man wartete auf den nächsten Tag. Freute sich auf Alpenpässe und rasante Abfahrten, ja so war das an dem schönen Sommertag auf dem Parkplatz...


    Oldie

  • Ausgelaucht und verstoßen, seinem stolzen Innenleben beraubt, verzweifelt auf vier dünnen Beinen stehend, so stand er vor dem großen Tor zum Jenseits. Ein riesengroßer Bagger griff ihn, zermalmte ihm die Holme, schüttelte und ließ ihn aus großer Höhe auf den Beton fallen. Eine dicke Eisenplatte folgte und stauchte ihm das letzte bisschen Ich aus seiner einstmals so schönen Karosserie.
    Die Scheibenwasserdüsen weinten eine letzte Träne und ehe man sich versah öffnete sich ein riesiges Maul und schluckte, was noch übrig war, in sich hinein. Es zischte, knirschte, pfiff und quetschte alles was noch war, zu einem Paket zusammen, man spuckte ihn aus, da lag er nun. Ende aus, das war’s!


    Es ist so üblich, wenn sich einer ins Jenseits verabschiedet, die Grabrede.


    Sein Lebenslauf ist lang, er war es gewohnt mit Achtung und Respekt behandelt zu werden. Er war ein treuer Weggenosse zu allem bereit, was auch immer man von ihm forderte. Sein Zuhause war die geheizte Garage, er wurde gepflegt und gehegt und es mangelte ihm an nichts. Wurde er mal krank, kam der Mechanik Doc schiente ihm die Kette und schon kam wieder Freude auf. Es ging ihm viele Jahre gut, jawohl!


    Bis eines Tages, es war Winter, Glatteis war angesagt, sein Herr und Meister hatte es wohl morgens etwas eilig, es kam wie es nicht kommen sollte, man überschlug sich und landete zwar wieder auf den Rädern, aber ab dem Tag war es vorbei mit ihm. Er hatte sich dass Rückgrad verbogen, trotz aller Maßnahmen kam er nicht wieder so richtig in Form. Vorder- und Hinterachse machten was sie wollten, er wurde verkauft.

    Die Not brach aus, vier Jahre reichten um ihn fertig zu machen bei Wasser und billigem Öl ohne Pflege und liebloser Behandlung. Er hatte ausgedient, war ausgelaucht, wurde verstoßen...


    Oldie

  • Es war ein grauer Tag, Frühjahr 1991, in der Maschinenhalle zischte und stampfte es, Blechteile wurden geformt, gestapelt und wegtransportiert.
    Im Motorenbau war man dabei, aus vielen Teilen einen besonderen Motor zu bauen, einen mit Temperament, Leistungswillen und, der den Teufel im Leib hat. Sollte später jemand den Leu in ihm wecken, der wohnt im zweiten Stock, gleich über den Kolben, über sich die Nockenwellengilde mit der Ansaugfabrik für schnelles Einatmen. Dies nur zur Information!


    Man gab sich Mühe, es wurde routiniert und zügig gearbeitet, es machte Spaß zuzuschauen.
    In der Abteilung für schöne Formen,waren Automaten damit beschäftigt, die angelieferten Blechteile systematisch zusammenzusetzen, Funken sprühten, alles nahm Form an und eins, zwei, drei wurde gesprüht und genebelt Farbe wurde sichtbar, Glanz kam auf und ehe man sich versah waren auch schon die Innereien am richtigen Platz.
    Die Motorenabteilung lieferte das Herzstück an, Karosserie und Motor feierten Hochzeit, der Kontroller gab seinen Segen und klebte ihm das M5 Emblem lässig auf den Hintern.


    In seiner ganzen Pracht stand er nun zum Verkauf, viele begutachteten ihn mit Kennerblick, so manch Einen brachte er in Versuchung, aber sein Preis schreckte auch so manch Einen ab.


    Ohne lange Rede, er wurde gekauft einfach so, ohne viel Theater. Die geheizte Garage und das ganze Drumherum, gefiel ihm. Da stand er nun, träumte von Autobahnen, Kurven, Beschleunigung, Drift und was man sonst noch anstellen könnte...


    Oldie

  • Es ist eigentümlich, dort wo sich Interessensgebiete bilden, bilden sich häufig Kameradschaften die nicht, wie sonst üblich, den knallharten Vorteil suchen, sondern plötzlich hilfsbereit, freundlich und geduldig weniger auf den persönlichen Vorteil achtend, freundschaftlich miteinander umgehen.
    Die M5 E34 Gilde gibt, so meine ich, ein gutes Beispiel dafür ab. Nicht immer ist man einer Meinung, oft prallen kontroverse Meinungen aufeinander die, je nach Vermögen des Einzelnen, direkt oder mit hintergründigem Charme aufgearbeitet werden, das ist gut so. Oft sind es die Missverständnisse, die viele Zeilen füllen, trotzdem ist man nicht nachtragend und schnell ist ein Streit von anderen Forumslesern wieder in die richtigen Bahnen geleitet, das ist gut so. Es hat was mit Streitkultur zu tun, denn auch Streiten will gelernt sein, wie alles im Leben.
    Leider ist es so, dass nur wenige Mitglieder aktiv mitmachen, viele wollen nur was wissen oder fragen um zu fragen. Schön wäre es, wenn inhaltlich einiges besser rüber käme, zum Nutzen aller.
    Ansonsten ist das schon eine nette aufgeschlossene Truppe die sich hier zusammenfindet, weiter so, wir können ja an uns arbeiten.
    Jetzt haben wir unsern M5 in diesem Thema ganz vergessen, machen wir es kurz, ist schon ein tolles Ding dieser M5, die „Neuen gefallen mir überhaupt nicht“. Aber von Motoren haben die bei BMW was drauf und das ist gut so...


    Oldie


    Leider verschwindet auch dieser Beitrag in den Untiefen dieses Forums, aber man kann ihn ja ab und zu wieder rauskramen. :mrgreen:

  • Halo Oldie,
    mit dem Beitrag käufliche Liebe kann ich mich nur
    zu gut Identifizieren :mrgreen:
    Ich glaube auch das man sich im tiefsten Innern schon
    sehr schnell zu einer Sache entscheidet obwohl man es selber noch gar nicht weiß. :confused:
    Als ich mir meinen M5 gekauft habe war es zunächst nur ein Wagen
    der sich durch die Leistung von anderen etwas absetzt.Mittlerweile,
    nachdem ich auch schon das Getriebe raus hatte,glaube ich das der
    Wagen soetwas wie eine Seele hat.Man nennt ihn "Emmy","Schätzchen"
    oder sogar "mein Baby". :kick: Auch wenn sich das ziemlich bescheuert
    anhört.Aber glaube ich es ist wirklich so.


    Udo

  • Man nennt ihn M5 E34,
    er ist kein Weichei , nein das ist er nicht, er hat sich zwar unter einer weißen Decke von Schnee versteckt aber es geht ihm gut. Zwar knackt es bei ihm in allen Knochen, aber so will er nun mal.
    Andere werden bemuttert, ja man sagt sogar, die lassen sich ihren Motor in warme Decken einhüllen, stehen in geheizten Garagen und haben die Lizenz zum Fahren abgegeben, diese Weicheier...
    Nein, er ist Auto bleibt Auto, mag kommen was will. Natürlich braucht es etwas Geduld die lahmen Federbeine nach einer frostigen Nacht wieder tänzeln zu lassen, auch das dicke Öl das es sich in der Ölwanne gemütlich gemacht hat will gemächlich aufgesaugt und durch alle Kanäle gepumpt werden.
    Freund Kühler hat sich Tante Glysantine zu Hilfe geholt, bevor ihm der Kreislauf einfriert und Kollege Getriebe hat Angst das ihm die Zähne beschädigt werden bei dem bisschen Öl das man ihm zuteilt.
    Harte Zeiten sind angesagt, nur einer kann es nicht abwarten Dienst zu tun, Meister der geschlängelten Rohre, ein ganz heißer Typ, bringt sich schnell auf Temperatur und zeigt es allen durch Gedröhne das er sich wohlfühlt, hustet zwar zwischendurch ein wenig, aber das hält den Atem sauber.
    So harrt er der Dinge die da kommen, bisschen Angst hat er ja schon, von wegen Federbein bei Glatteis sich zu brechen, in seinem Alter kann das tödlich sein, wenn dabei auch noch das Rückgrad zu Schaden kommt, aber er hat viel Vertrauen in seinen Meister des Lenkrades und dem Vertrauten Kollege, Bremse, Herr der vier Räder und eines Ersatzrades. Viele Winter sind schadlos vorüber gegangen, auch wenn manchmal die Straße auszugehen schien, gemeinsam hat man sie wiedergefunden und das ist gut so...


    Oldie

  • Die meisten M5 e34 werden von jungen Leuten gekauft und dann niedergeritten bis fast nichts mehr geht, nun wird schnell verkauft da man die Mittel nicht hat um ein solches Fahrzeug instand zu halten. Der Ein- oder Andere will es vielleicht auch gar nicht, denn man hatte ja seinen Spaß damit gehabt und das war’s dann. (oder wie oder was) Dumme Käufer gibt’s genug...


    Die zweiten im Bunde, sind junge Leute die dem Charme eines M5 erliegen jedoch nicht viel investieren wollen, es muss halt billig sein (Klick mal und Du bist schlauer) , denn wo bekommt man soviel PS für so wenig Geld, doch plötzlich kommt Begeisterung auf, ein Verkauf kommt plötzlich nicht mehr Infrage und das bisschen was defekt ist lässt er in der Werkstatt reparieren. Das fängt ganz harmlos an, aber bei den Std. Sätzen in der Werkstatt und dem D-Zug Zuschlag für Ersatzteile und seinen linken Händen, sind schnell ein paar Kilo-Euros zusammen. Nun kippt das Ganze. Verkaufen wäre Verlust, er fährt also weiter. Schiebt Wartung, neue Bremscheiben, Reifen, Ventileinstellen, Ölwechsel usw. vor sich her, wird schon gut gehen man muss ja sparen, hat er im Sinn.
    Knall, bums, bautz, geht ihm doch der 5te Kolben durch, ein verbranntes Ventil hat ganze Arbeit geleistet.
    Ein Drama baut sich jetzt vor ihm auf..., den Rest könnt ihr euch ausmalen oder bei ebay kaufen :eek: , es ist zu traurig um es zu schreiben.


    Der Dritte im Bunde hat es geschnallt, er ist jung, nicht der Ärmste und hat mit Bedacht nach langer Suche seinen M5 gefunden, man hatte sich vorher schlau gemacht, den „Kumpel“ mit reichlich Erfahrung mitgenommen, nun ja, der Preis war nicht günstig aber Substanz hat eben seinen Preis, eine Erkenntnis die so mancher schon teuer bezahlt hat. Natürlich, auch hier musste einiges repariert werden, wer verkauft schon etwas fehlerfrei. Aber er hat „gute Kumpels“, bringt eigenes Know How mit und notfalls kann er auch die Werkstatt bezahlen.

    Der vierte im Bunde, etwas älter, hat sich einen M5 an Land gezogen als er noch unverdorben zu kaufen war. Hat jede Menge Erfahrung, gut gefüllten Werkzeugschrank und den Sinn, aus Spaß an der Freude etwas im Urzustand funktionsfähig zu erhalten. Bei ihm darf das Auto noch Auto sein (der Motor darf leicht verstaubt jedoch ohne Ölleckstellen unter der Haube sein Leben fristen, er spricht dabei von Patina...), wenn was defekt wird kommt sogar Freude auf, hat er doch Gelegenheit mal wieder so richtig den Dingen auf den Grund zu gehen. Ein Verkauf wäre für ihn undenkbar bzw. für andere unbezahlbar. Wenn er aber nach einer strammen Fahrt sein durchgeschwitztes Hemd auszieht, glaubt mir, dann ist der total zufrieden.


    Was mir so auffällt:
    Viele meinen, sie müssten einen M5 schneller machen, kommen aber noch nicht einmal mit dem Standart zurecht. So mancher M5 ist schneller als sein Fahrer...
    Viele träumen, was man alles machen könnte, kriegen dabei aber nichts gebacken.
    Viele jammern rum, alles so teuer.
    Viele interessiert die Technik überhaupt nicht, die sollten sich aber kein „Rennpferd“ halten.
    Viele glänzen mit Halbwissen, nach dem Motto, nichts genaues weiß man nicht, aber mitreden.


    Ja, ja so ist das mit der Emmy, so mancher hat sein Kreuz damit.


    :rolleyes:ldie

  • Vergnügliche Lektüre!


    Dabei erinnere ich mich, wie es vor ungefähr zehn Jahren einmal in einem Artikel über den Mercedes /8 stand: "[...] die potenteren Modelle wie der 280 E von zornigen Nachwuchspiloten bis zum Abwinken verheizt [...]"


    Wenn ich damals, mit ungefähr zwanzig, einen M5 gehabt hätte, hätte ich den vielleicht nicht bis zu Abwinken verheizt, mich aber wahrscheinlich damit umgebracht... hatte ich doch schon gelegentlich Probleme, die 120 PS mit Automatik meines 230/8 vernünftig unter Kontrolle zu halten! :rolleyes: Nur das zu den "manchen M5, die scheller sind als ihr Fahrer"...


    Torsten

  • Ihm war schlecht, früher gab’s vom Feinsten, es war goldig, geschmeidig, gut riechend, es war eine Wonne sich seine Kolben und die Pleuel mit den Gleitlagerschalen darin zu baden.
    Selbst die Kurbelwelle, sonst vom Drehwurm befallen, wälzte sich genüsslich im edlen Saft.


    Die Nockenwelle hörte sogar das Klopfen auf und gab zärtlich den Druck an die schnatternden Ventile weiter, ja so war das, so erzählte der Zylinderkopf dem Motorblock die alten Geschichten. Es ging allen gut, selbst der Chef in der Sesselfraktion war zufrieden und gab munter Vollgas wann immer er konnte, und er konnte oft, so warf das Gaspedal ein.


    Keiner weiß warum, aber die Zeiten wurden härter. Heute, nach vielen Jahren unermüdlichen Schaffens gibt’s nur noch schwarze Tunke, die Ölpumpe stöhnt vor sich hin, sie will sich das Leben nehmen, wenn das so weiter geht und lässt zum Trost die Kette klappern. Die Ventile schnaufen vor sich hin und können sich auch nicht mehr dicht halten.


    Ja, man soll es ruhig hören, Revolution im Kettenkasten ist angesagt, die Führungsschienen und selbst der Öldruckkolben sonst ein Zeitgenosse der mit Druck für Ruhe sorgt, kriegt das Flattern. So leiden sie alle dahin, sogar die Ölwanne fängt das Beten an, Zustände sind das, also ne.


    Der Ölstab gibt Signal und der Öldeckel kann das Altöl auch nicht mehr halten, ist aber hilflos, denn ab und zu wird er abgeputzt und gut ist.


    Also, lange Rede kurzer Sinn, wenn das so weitergeht, ist der Motor bald hin...


    :fuck:ldie

  • Er ist das Original, viele haben an seinem Lack gekratzt, man hat ihn Infrage gestellt, viele reiben sich an seinem Status und wollen ihn vom Sockel stürzen, oft wird er zum Vergleich herangezogen, viele wollen besser sein als er und doch verteidigt er sich gekonnt. Es zeigen sich bei ihm schon die ersten grauen Haare, man ist in die Jahre gekommen, hätte er nicht ein so gesundes Herz, er wäre schon in Vergessenheit geraten.


    Sein Flair, die Gediegenheit, die ungefesselte Kraft verborgen unter einem schlichten Kleid, die Bereitschaft, wann auch immer, die Kraft die in ihm steckt ungefesselt zu entfalten, ist wohl eine Eigenschaft die viele begeistert und oft auch große finanzielle Opfer erbringen lässt.


    Er hat uns im Griff, er nimmt und er gibt. Mancher ist im Zweifel, ob Sinn oder Unsinn. Aber so ist das mit uns, wider besserem Wissen frönen wir unserem Hobby.


    In stiller Stunde allein auf der Autobahn wenn der Krümmer glüht, die Öltemperatur volle Aufmerksamkeit erfordert, die Tachonadel sich am Anschlag verbiegt, (ich übertreibe jetzt mal ein wenig) ist die Welt der M5 E34 Fahrer wieder in Ordnung.


    Und die Anderen, sie haben sich schwer bewaffnet, sind jünger und im direkten Vergleich geht dabei so manchem die Puste aus. :wall:


    :cool:ldie

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