Zitat von Toppless
Lass uns doch den Spass, kommt doch eh nix dabei raus.
Warum denn so negativ eingestellt ?
Da ich beruflich mit dem Thema zu tun habe, wage ich mich an dieser Stelle in völliger Selbstüberschätzung an den Versuch, hier Klarheit in das Durcheinander der Gerüchte, Vermutungen und Meinungen, die oftmals auf ein falsches Verständnis basieren, zu bringen.
Also los:
Der Fachmann unterscheidet grob 4 Arten der Verbrennungsanomalie.
Das sind nach steigender Gefährlichkeit geordnet:
- die Nachentflammung
- das eigentliche Klopfen
- die Vorentflammung
- die Selbstzündung.
Natürlich gibt es auch Zwischenstufen und Vermischungen von diesen Vorgängen.
Unter Nachenflammung versteht man das selbstständige Einsetzen einer Verbrennung nach dem eigentlichen Zündzeitpunkt. Normalerweise kein Problem, da dann ja die eigentliche Verbrennung schon läuft. Kritisch wird es allerdings, wenn das Motorsteuergerät bei einem externen Eingriff ( ESP oder Getriebeanforderung) eine Momentenreduzierung über einen späteren Zündzeitpunkt realisieren möchte und sich durch die einsetzende Nachentflammung nicht das gewünschte Motormoment einstellt. Dann kann regelungstechnisch Einiges durcheinander geraten.
Physikalischer Hintergrund der Nachentflammung: Nach dem üblichen Zündzeitpunkt (z. B. 30 Grad vor OT) wird das eventuell nicht über einen Funken gezündete Gemisch weiter verdichtet, wobei der Druck und die Temperatur im Zylinder weiter steigen. Werden dabei irgendwo die Randbedingungen für eine Selbstentflammung überschritten, braucht man keinen Zündfunken mehr.
Beim eigentlichen Klopfen kommt es zu nachgeschalteten Zündungen nach der Einleitung der Verbrennung durch den Zündfunken.
Physikalischer Hintergrund: Mit dem Zündfunken breitet sich eine Flammfront im Brennraum mit einer Geschwindigkeit in der Größenordnung von ca. 30 m/s aus. Gleichzeitig läuft eine Druckwelle mit Schallgeschwindigkeit durch den Brennraum, die an den Zylinderwänden reflektiert wird. Dadurch kommt es lokal zu Drucküberhöhungen. Findet dadurch dann eine erneute Zündung statt, laufen weitere Flammfronten und Druckwellen durch den Brennraum (und so weiter) und man hat das eigentliche Klopfen. Da die Verbrennungen untereinander zyklisch streuen, können nach einer klopfenden Verbrennung wieder viele normal verlaufende Verbrennungen stattfinden. Klopfende Verbrennungen erhöhen durch die dabei entstehenden turbulenten Strömungen den Wärmeübertrag an die Bauteile des Brennraums. Druckerhöhungen treten nur lokal und kurzfristig auf. Ein stabiler Motor kann längere Zeit im mittleren Klopfen ( bis ca. 20 Druckamplituden) betrieben werden, ohne einen Schaden zu erleiden. Eine Klopfregelung fährt den Motor immer wieder in das Klopfen hinein und erkennt dann die auftretenden Druckschwingungen und regelt die Zündung wieder leicht zurück. Nur so lässt sich ein Motor an der Klopfgrenze betreiben.
Bei der Vorentflammung werden die kritischen Zündbedingungen vor dem eigentlichen Zündzeitpunkt erreicht, wobei es nachfolgend zu Klopferscheinungen kommen kann. Im Gegensatz zu vorherigen Klopfen, kann aber keine Klopfregelung der Welt an dieser Stelle mehr helfend eingreifen, da - wie bereits gesagt - die Verbrennung vor dem eigentlichen Zündzeitpunkt ( der von der Klopfregelung gesteuert wird) eingeleitet wird. Nur ein sofortiges vom Gas gehen kann dann den Motor noch retten. Wenn dies nicht erfolgt, werden durch den ansteigenden Wärmeübertrag die Zündbedingungen immer kritischer und der Zeitpunkt der Verbrennungseinleitung wandert nach vorne, bis letztlich
eine stabile Selbstzündung vorliegt. Bei der Selbstzündung sind Entflammungsbeginne von 30 bis 40 Grad vor dem eigentlichen Zündzeitpunkt möglich. Dabei gibt es dann keine Klopfschwingungen und hochfrequente Druckamplituden mehr ( unhörbar !!), aber durch die früh einsetzende Verbrennung erfolgt der meiste Energieumsatz schon in der Kompressionsphase, so dass im OT extrem hohe Drücke und Temperaturen erreicht werden. Nach nur wenigen Sekunden erfolgt dann der Motorschaden.
Hoffe, dass jetzt doch dem ein oder anderen User klar geworden ist, was es mit dem "Zündungsklingeln" auf sich hat. Habe versucht, es verständlich zu erläutern, wenn es auch in dem einen oder anderen Detail wissenschaftlich nicht 100% korrekt ist.
Gruß
Ekkhardt