Mein M5 Restaurationsprojekt

  • Hallo zusammen,


    mein Name ist Andreas Claus, ich bin Informatiker und schraube zum Ausgleich gerne am Auto. Mein erster BMW war ein E30 Cabrio, danach kam ein Z1 und mit dem ersten Kind musste dann ein Kombi her. Die Wahl fiel auf einen E34 525i in technoviolett. Ein sehr schönes Auto aber insgeheim wollte ich doch immer einen M5 haben.


    Nachdem ich meiner Holden glaubhaft versichert habe, dass sich ein M5 im Alltag auch nicht anders fährt (das sehe ich heute übrigens grundlegend anders) habe ich mit der Suche begonnen. Es sollte ein 6-Gang Touring werden aber das Angebot war sehr übersichtlich. Nach einjähriger Suche fand ich 2005 einen in England den ich dann per Fähre dort abgeholt habe.


    Bereits auf der Rückfahrt hat er gezickt und er musste auf die Fähre geschleppt werden da sich die Alarmanlage nicht mehr deaktivieren ließ. Das war der Anfang einer endlosen Reihe von Problemen aus denen sich eine Hass-Liebe entwickelte die bis heute andauert.


    - EZ 22.02.1996
    - 2 Vorbesitzer (6 Jahre in München, dann 3 Jahre in England)
    - Cosmoschwarz-metallic
    - Nappa Leder bi-color silbergrau / silbergrau-hell
    - Hatte beim Kauf 176 tkm wobei bei 80 tkm ein Austauschmotor eingebaut wurde
    - Alles original (wobei das Telefon mittlerweile ausgebaut ist)


    Sonderausstattung:
    - 216A Servotronic
    - 243A Airbag für Beifahrer
    - 302A Alarmanlage
    - 385 Dachträger-Längsschienen
    - 404A Doppelschiebedach
    - 423A Fußmatten in Velours
    - 431A Innenspiegel automatisch abblendbar
    - 459A Elektrische Sitze mit Memory
    - 494A Sitzheizung Fahrer/Beifahrer
    - 500A Scheinwerferwaschanlage mit Intensivreinigung
    - 528A Automatische Umluft Controll (AUC)
    - 530A Klimaanlage
    - 540A Tempomat
    - 629A Autotelefon mit Kartenleser
    - 670A Radio BMW Professional
    - 676A Hifi Lautsprechersystem
    - 683A Telefonantenne D-Netz
    - 710A M Lederlenkrad
    - 784 Aerodynamikspiegel
    - 806A 3. Bremsleuchte





    Da der Rost immer dramatischere Ausmaße annimmt musste aber eine Entscheidung her. Entweder weg mit ihm oder wieder herrichten. Mittlerweile habe ich aber viel investiert und so viele Stunden in der Garage verbracht, dass ich ihn einfach nicht hergeben konnte. An Weihnachten 2015 hat deshalb das Projekt gestartet.


    Der Plan: Zerlegen so gut es mir möglich ist und dann auf dem Hänger zum Fachmann. Kompletten Rost entfernen, neue Schweller, neue Türen, neue Kotflügel, neue ... , neuer Lack und dann wieder zusammenbauen. Vermutlich wird mich das die nächsten zwei Jahre beschäftigen (Stand heute sind es 3 Jahre) aber dann sollte er wieder gut dastehen.



  • Das Zerlegen des Innenraums hat ja Spaß gemacht aber jetzt kommen die groben Arbeiten. Was unter dem Schweller zu sehen ist macht nicht gerade Freude.





    Aber das eigentliche Drama kommt jetzt. Der Unterboden muss leer werden was auch bedeutet, dass alle Leitungen weg müssen.


    Meine naive Idee war, das man einfach alles zerstörungsfrei abschraubt, geordnet hinlegt um danach die neuen Leitungen so zu biegen, dass diese einfach wieder reinpassen. Also frisch ans Werk und von vorne angefangen das ganze Hydraulikzeugs abbauen.


    Das habe ich gründlich unterschätzt. Man muss unendlich viele Anbauteile demontieren um an alles ranzukommen und das fängt ganz vorne an.



  • Nachdem vorne alles weg ist arbeite ich mich nach hinten durch. Ohne die Hinterachse rauszubauen kommt man einfach nicht überall hin.
    Deshalb Kardanwelle, Differential, Stabi raus. Danach alle Verbindungen zur Hinterachse entfernen, also die Bremsleitungen, Handbremse, Elektrozeugs, Niveauregulierung und dann die Achse absenken.




    Den Anblick hatte ich so jetzt auch noch nicht und irgendwie fand ich das als Hobbyschrauber schon beeindruckend.


    Der Unterboden war nun schön frei und da kann man einfach besser die vergammelten Leitungen lösen. Allerdings sieht man dann auch wieder was der Rost so alles anrichtet. Speziell an den Verstärkungen der Gurtaufnahmen. Da bin ich mal auf die Lösung des Karosseriebauers gespannt.



  • So jetzt ist er zerlegt und kommt zum richten.



    Es ist bei der Durchsprache eine ziemlich üppige Menge an Neuteilen zusammengekommen.


    • 4 neue Türen
    • 2 neue Kotflügel
    • Neue Motorhaube
    • Schwellerbereich links komplett neu
    • Unendlich viele Roststellen am Unterboden entfernen
    • Alle Brems-, Benzin, Niveau-Leitungen neu
    • Achsteile entrosten und lackieren
    • Neuer Tank
    • Neuer Auspuff
    • Natürlich rundherum neuer Lack


    Es gibt viel zu tun da man an praktisch jeder Stelle irgendwelchen Rost findet.


    Im Bodenblech wurde das Ablaufloch geschlossen:




    Die Kabeldurchführung wurde neu gemacht:




  • Unter den Schubstreben sah es nicht gut aus:




    Der Tankdeckel rostet von innen, das bedeutet rausschneiden und Neuteil einschweißen:






    So, er ist zurück vom Karosseriebauer. Etwas staubig, weil lang gestanden, aber der Lack ist sensationell gut geworden.



    Da es neben dem Lack auch noch ein paar Arbeiten wie z.B. die Abdichtung des Kettenkastens gab hatte ihn dem Jürgen Vogel von BMW Revo http://www.revo-auto.de anvertraut, da er ein Händchen für BMW Klassiker und deren Details hat.

  • Jetzt kommt der Angstgegner. Die Schallisolierung über den Getriebe. Die löst sich komplett in kleine Schnipsel auf und muss neu. Blöd ist, dass sie die Stirnwand hoch geht. Das heißt nicht nur Getriebe raus, sondern die Stirnwand komplett leer räumen inkl Bremskraftverstärker und allen Anbauteilen.




    Geschafft. Was war das für ein gef*cke.
    Das hat mich mehrere Wochen gekostet bis alles abgebaut und das Teil mit viel Überredungskunst an Ort und stelle war.
    Wie bescheuert muss man sein sowas zu machen. ;)

  • Als nächstes ist die Hinterachse dran. Der Plan: alles abbauen, neu lackieren, Niveauregelventil überarbeiten und wieder zusammenbauen.



    Das Ventil habe ich zu Tim Schröder www.texerv.com geschickt. Der prüft und revidiert es. Danach hübsch mit Brantho Korrux Silber lackiert und es sieht aus wie neu.



    Die Hinterachse mit Brantho Korrux Schwarz lackiert schaut nicht schlecht aus.


  • Das Diff hat habe ich vor ein paar Jahren mal gegen eins vom Falk mit 3.45 Übersetzung ausgetauscht. Das war dicht aber mittlerweile unansehnlich rostig.



    Deshalb mit Brantho Korrux schwarz/silber neu lackiert und neue Schrauben von http://www.specialclassicparts.de damit es hübsch ist.



    Das Fähnchen darf natürlich nicht fehlen. Da habe ich in den Rohling mit Schlagzahlen die Übersetzung eingeschlagen.


  • Beim Zusammenbau gibt es kleinere Probleme. Das M5 Hitzeschutzblech ist nicht mehr lieferbar. Das "normale" funktioniert aber auch.



    Blöd sind auch Fehler im Teilekatalog:



    Links wäre das richtige Teil 5148126634 (laut Teilekatalog nur M5 Limo) aber das rechte 5148126635 steht beim M5 Touring drin, passt aber nicht.

  • Bei den Abtriebswellen habe ich hin- und her überlegt was ich alles neu mache aber die Faltenbalge waren noch zu gut. Deshalb mal nicht alles neu gemacht, sondern nur lackiert und neue Schrauben verwendet.




    Der M5 hat ja normalerweise Schrauben mit Feingewinde. Mein Diff aber nicht, da es nicht mehr das Originale ist und deshalb haben die Standardschrauben gepasst.

  • Hallo Andreas,


    Vielen Dank für das teilhaben-lassen an Deinem Projekt! Toll das du Dir Dir Mühe machst, das bildlich zu dokumentieren und hier zu posten!


    Und großen Respekt für deinem Mut, als Nicht-Fachmann so ein Ding durchzuziehen.


    Ich freue mich auf weitere Neuigkeiten und Bilder.


    Viele Grüße und weiter so!!


    Frank

  • Hallo Andreas,


    ich kann Frank nur zustimmen. Megaprojekt mit viel Liebe zum Detail und einwandfreie Dokumentation. Ich denke, deine Entscheidung ihn herzurichten war die richtige, wenn auch sicher nicht die einfachste ;).


    Halte uns auf dem Laufenden, ich wünsche Dir weiterhin gutes Gelingen!


    Beste Grüße
    Marcel

  • Hallo Andreas,


    vielen Dank das wir Einsicht in dein Projekt haben können.
    Respekt was du alles geleistet hast, Wow. Es ist schön das man sieht das es noch Leute gibt wie dich, die alles daran setzen und viel Geld und Zeit investieren, das die e34 uns noch lange erhalten bleiben.


    Freundliche Grüsse


    Pascal

  • Hey Andreas,


    Nachdem du mir ja bereits schon erzählt hattest was du alles vor hast, ist es nun richtig toll zu sehen wie schön es weiter gegangen ist. Prima dokumentiert, so macht das Forenlesen Spaß und bringt auch wieder etwas Leben hierher. Ich sollte mich auch selber wieder an die Dokumentation machen und mein Blog weiterführen, nun wo wieder Geschraubt wird.

  • Ach, mach dir nichts draus, das ist schon viel Arbeit, das alles in Bilder zu fassen und dann auch noch zu kommentieren und zu beschreiben. Ich wollte das auch mal tun, nach zwei Jahren war der Elan raus. Es hat so viele Fotos davon, allein das sortieren der ganzen Bilder dauerte Tage. Jetzt habe ich einen Cliffhanger. ;)

    Die BMW-Horde: 525iT (01-12) - 540iT (07-heute) - 540iA (09-heute) - 528iT (10-heute)


    Haftungsausschluss: Alle gemachten Aussagen stellen lediglich die Sichtweise des Autors anhand der vorliegenden Informationen dar. Der Autor übernimmt keinerlei Haftung für die Befolgung gemachter Ratschläge und Hinweise. Jeder Halter ist für die Sicherheit seines Fahrzeuges vollumfänglich selbst verantwortlich und handelt somit immer eigenverantwortlich.


  • mit welchem Werkzeug hast du die Radlager hinten raus gezogen?


    Hydraulikpresse, weil waren zum Sand strahlen eh gerade ausgebaut. ;)


    Aber du meinst ja sicher den TE...

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